Sie lesen Auszüge aus dem Buch “Sagen der Stadt Bautzen”.
Herausgeber: Sorbisches Folklorezentrum beim Haus für sorbische Volkskultur
Text: Erich Schneider – Krawc
Am Nikolaiturm
Der Nikolaiturm, der einst den Zugang vom Spreetal zur Stadt schützte, zeigt im Spitzbogen des stadtseitigen Tores einen in Stein gehauenen bärtigen Männerkopf. Er stellt der Sage nach eine in der geschichtlichen Betrachtung stark umstrittene Persönlichkeit dar – den Stadtschreiber Peter von Preischwitz. Das war ein angesehener Mann, der im Jahre 1420 an einer Delegation zu Kaiser Siegismund in Prag teilgenommen hatte, wobei die Sechsstädte ihre Hilfe gegen die Hussiten zugesagt hatten. War er Revolutionär oder Verräter?
In den schlimmen Tagen um den 12. Oktober 1429 wehrten sich die Bautzener Bürger unter Einsatz aller Kräfte gegen den Ansturm der Hussiten. Da plante Preischwitz, so berichtet die Sage, einen schlimmen Verrat gegen seine Vaterstadt. Er übergoss die Pulvervorräte mit Wasser und umwickelte die Pfeile, die er gegen die Angreifer abschoss, mit Zetteln, auf denen ihnen Stellen der geringsten Verteidigung bezeichnet wurden. Auch soll er versucht haben, ihnen die Stadttore zu öffnen und legte in der Stadt Feuer an. Als er schließlich bei seinem Tun ertappt und gefangen wurde, machte man ihm, nachdem er bei peinlichen Befragungen alles gestanden hatte, den Prozess. Er wurde am 3. Februar 1430 grausam hingerichtet. Man schleifte ihn auf einer Kuhhaut zur Richtstätte, riss ihm das Herz heraus, vierteilte den Körper und hing an jedes der vier Haupttore einen Teil zur Warnung für alle, die der Stadt schaden wollten. Neuere Forschungen bezweifeln, dass Preischwitz wegen Stadtverrats hingerichtet worden sei.
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